Karriere Ohne Studium: Starke Typen erzählen

Je fünf erfolgreiche Nichtakademiker* und renommierte Personalprofis* in tiefgehenden Interviews

*Ausbildungs-/Tätigkeitenbezeichnungen zum Zeitpunkt der Interviews

Joschka Fischer
Taxifahrer, Politiker,
Ex-Bundesaußenminister

Tim Mälzer
Koch, TV-Star,
Gastronom

Wybcke Meier
Reiseverkehrskauffrau,
Top-Managerin

Guido Schmidt
Maurer, Fliesenleger, Immobilienunternehmer

Christian Stang
Posthauptsekretär, Universitätsdozent

Jutta Boenig
Karriere- und Organisationsberaterin

Esther Hartwich
Ausbildungsverantwortliche beim DIHK

Thomas Sattelberger
Ex-Personalvorstand Deutsche Telekom

Heinz Schuler
Psychologieprofessor, Berufseignungsdiagnostiker

Frank-Jürgen Weise
Vorsitzender der Bundesarbeitsagentur

Joschka Fischer
Taxifahrer, Politiker,
Ex-Bundesaußenminister

Tim Mälzer
Koch, TV-Star,
Gastronom

Wybcke Meier
Reiseverkehrskauffrau,
Top-Managerin

Guido Schmidt
Maurer, Fliesenleger, Immobilienunternehmer

Christian Stang
Posthauptsekretär, Universitätsdozent

Jutta Boenig
Karriere- und Organisationsberaterin

Esther Hartwich
Ausbildungsverantwortliche beim DIHK

Thomas Sattelberger
Ex-Personalvorstand Deutsche Telekom

Heinz Schuler
Psychologieprofessor, Berufseignungsdiagnostiker

Frank-Jürgen Weise
Bundesarbeitsagentur-Chef

Joschka Fischer

Joseph „Joschka“ Martin Fischer. Geboren: 1948 in Gerabronn/Baden-Württemberg. Einfache Eltern, wie er sagt. Einziges Ausbildungszertifikat: ein Taxischein. Prägendes Wesensmerkmal: sein Dickkopf. Dieser Mann hat die außergewöhnlichste Politikerkarriere gelebt, die es nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegeben hat.

Seine wichtigsten Karriereschritte in aller Kürze (Bitte durchhalten!): Beobachter politischer Debatten im Familienkreis (still und leise), Leseratte (nachdenklich), Autoritätenschreck (mit dicker Lippe), Gymnasiast (Abbrecher), Azubi (Abbrecher), Gasthörer in Uni-Hörsälen (Philosophie-affin),

Tim Mälzer

Seine berufliche Karriere begann als Verkäufer in einem Sadomaso-Laden auf der Hamburger Reeperbahn – oder irgendwo anders in dieser Ecke. Denn Tim Mälzer, geboren 1971 in Elmshorn bei Hamburg und aufgewachsen in Pinneberg, arbeitete in jungen Jahren fast überall.

Als Abiturient räumte er sogar lieber Banken aus, als sich auf ein Studium vorzubereiten. Mit 21 Jahren schrieb er die einzige Bewerbung seines Lebens – um Koch zu werden. Die Ausbildung war zunächst nur eine Notlösung, schließlich wollte er später Hoteldirektor werden.

Wybcke Meier

Von der kleinen Insel in die weite Welt: Das begeisterte die auf Helgoland aufgewachsene Wybcke Meier (geboren 1968) bereits, als sie in Kinderjahren mit ihren Eltern in den Urlaub fuhr. Später, als junge Frau, machte sie sich alleine auf den Weg, landete zunächst als Reiseleiterin am Ballermann und lernte – wie es ihr erster beruflicher Förderer vorausgesagt hatte – „die Menschen“ kennen.

Auf ihrer nächsten Station, der Kanareninsel Lanzarote, erlebte sie auch mal die Schattenseiten des Jobs. „Ich bin nie wieder von Kunden so zusammengestaucht worden wie damals auf Lanzarote“, sagt sie.

Guido Schmidt

Guido Schmidt, geboren im Jahr 1975 in Hoyerswerda, wurde, was er ist, in einer Stadt der Extreme: Hoyerswerda-Neustadt war eine sogenannte Arbeiterwohnstadt der DDR, eine in den 1950er-Jahren aus dem Lausitzer Acker gestampfte Plattenbausiedlung. Rund 70.000 Menschen lebten dort Ende der 1980er-Jahre, die meisten vom 15 Kilometer entfernten Braunkohlekombinat Schwarze Pumpe.

Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde Schwarze Pumpe fast vollständig abgewickelt und Hoyerswerda litt unter Arbeitslosenquoten von an die 30 Prozent.

Christian Stang

Prof. Dr. Christian Stang. Hätte es heißen können. Vielleicht. Doch Christian Stang, geboren 1975 in Regensburg, entschied sich für eine Berufsausbildung. Im Jahr 1993 wurde er Postassistent zur Anstellung, später Postsekretär, danach Postobersekretär und Posthauptsekretär.

Fast zwei Jahrzehnte lang leistete er Schalterdienst und ging nebenbei einer Leidenschaft nach, die seinen Eltern, wie er sagt, „heute noch schleierhaft ist“: der Leidenschaft für die deutsche Sprache. Mittlerweile ist der Realschulabgänger mit sogenannter mittlerer Reife ein geachteter Kollege von Professoren und Doktoren – als Dozent und Orthografieberater am Zentrum für Sprache und Kommunikation der Universität Regensburg.

Jutta Boenig

Karriere machen? Für unsereins ist das doch nichts, denken viele Nichtakademiker. Wirklich nicht? Diese Denkart könnte geradewegs auf den Holzweg führen. Und der führt in die Stagnation, meint Jutta Boenig. Die renommierte Karriereberaterin, 1956 in Mönchengladbach geboren, versteht unter dem Begriff Karriere etwas ganz anderes als die meisten Menschen.

Für sie ist Karriere das ganze Leben, also keineswegs nur auf den Job beschränkt. Denn nach Feierabend, das weiß die Personalexpertin inzwischen genau, können Menschen auf Dauer nur zufrieden sein, wenn sie auch am Tage – im Job – zufrieden sind.

Esther Hartwich

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) ist die Dachorganisation der Industrie- und Handelskammern (IHKs) sowie der Auslandshandelskammern (AHKs). Er vertritt die Interessen der gewerblichen deutschen Wirtschaft gegenüber der Bundespolitik und den europäischen Institutionen. Esther Hartwich leitet beim DIHK den Bereich Ausbildung.

Sie kritisiert den Akademisierungstrend der deutschen Politik, weil er in der Zukunft zu Personalnotstand in vielen Wirtschaftsbereichen führen kann und Nichtakademiker in der öffentlichen Meinung abwertet. Außerdem spricht sie im Interview über …

Thomas Sattelberger

Wer die berufliche Vita von Thomas Sattelberger ab seinem 26. Lebensjahr verfolgt, sieht zunächst einen Mainstream-Topmanager, der seit mehr als vier Jahrzehnten im Personalwesen schafft.

Gestartet ist der Schwabe 1975 im Fortbildungsbereich von Daimler-Benz, 1994 heuerte er bei der Fluggesellschaft Lufthansa als Leiter Personalentwicklung an, 2003 wechselte er als Personalvorstand zum Automobilzulieferer Continental und 2007 in gleicher Funktion zur 250.000 Mitarbeiter großen Deutschen Telekom, wo er sich 2012 in den Unruhestand verabschiedete.

Heinz Schuler

Heinz Schuler, geboren 1945 in Wien, ist Berufsprofiler. Seit 40 Jahren beschäftigt ihn, wie Menschen ihren optimalen Berufsweg finden und Personaler unterschiedlichste Arbeitsplätze bestmöglich besetzen. Konkreter: wie Jobanforderungen mit dem Wissen, den Kompetenzen, den kognitiven Fähigkeiten, den Verhaltensstärken und der beruflichen Motivation von Bewerbern zusammenpassen. Schuler ist als Eignungsdiagnostiker das, was man gemeinhin Koryphäe nennt. Von 1965 bis 1970 studierte er Psychologie und Philosophie in München, promovierte 1973 an der Universität Augsburg und habilitierte dort fünf Jahre später.

Frank-Jürgen Weise

„Ich warne davor, in der Bedeutung von akademischer und nichtakademischer Ausbildung einen Unterschied zu machen. Denn beide sind gleichermaßen wertvoll für unser Land“, sagt Frank-Jürgen Weise.

Er muss es wissen. Weise ist Chef der Bundesarbeitsagentur, der mit über 100.000 Beschäftigten größten Behörde in Deutschland, und damit der oberste Arbeitsvermittler hierzulande. Und er ist der erste Chef der Behörde, der nicht aus der Politik, sondern aus der Wirtschaft kommt.